Schnarchtherapie / Schlafapnoe & ADHS – Besonderheiten bei Kindern
Etwa 7% aller Kinder schnarchen nachts regelmäßig. Dabei leiden 0,7 bis 2% aller Kinder und 2% der 2- bis 5-Jährigen an einer obstruktiven Schlafapnoe. Bei Kindern mit „Zappel-Philipp-Syndrom“ (ADHS) ist es sogar jedes vierte Kind. In einer Dresdner Studie an 5206 Kindern konnte gezeigt werden, dass Kinder häufiger an Schnarchen, Blässe, Tagesmüdigkeit und Konzentrationsstörungen leiden, wenn in den Familien mehr als 10 Zigaretten pro Tag geraucht werden.
Eine Schlafapnoe im Kindesalter kann auch mit dem Gewicht zusammenhängen. Übergewichtige Kinder leiden häufiger an dem Syndrom als normalgewichtige Kinder. In diesem Fall sollte darüber nachgedacht werden, das Gewicht des Kindes auf Dauer zu verringern.
Eine weitere Ursache können vergrößerte Mandeln oder Polypen sein. Dazu kann ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt das Kind untersuchen. Gegebenenfalls müssen die Polypen oder Mandeln operativ entfernt werden, wodurch bei drei Viertel der Kinder eine Besserung erreicht wird. Die Kieferorthopädie hat sich durch die Vorverlagerung des Unterkiefers mittels sogenannter funktionskieferorthopädischer Apparaturen (loser Zahnspangen) bewährt, die, je nach der individuellen Problematik, als wenig belastende Alternativ- oder Begleittherapie zur Mandeloperation angewandt werden können.
Bei Säuglingen und Kleinkindern können leichte Schnarchgeräusche auf Grund einer noch nicht vollständig entfalteten Schleimhautfalte im Rachen auftreten. Dieses Schnarchen ist unbedenklich und geht in der Regel nach einiger Zeit vorüber. Auch Kinder, die sich eine Infektion der Atemwege (Erkältung, Schnupfen) zugezogen haben, können zeitweise schnarchen. Wenn Kinder auch ohne Erkältung weiterhin schnarchen oder Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen und häufige Infekte der oberen Atemwege bei ihnen auftreten, sollten die Eltern einen Arzt zu Rate ziehen. Es könnte das Schlafapnoe-Syndrom vorliegen. Schlafapnoe bei Kindern kann sich oft auch durch eine kloßige Sprache oder verzögerte Sprachentwicklung, Mundatmung, Untergewicht und Minderwuchs, Nachtschweiß und motorische Hyperaktivität bemerkbar machen.
Schnarchtherapie bei Erwachsenen
Das Schnarchen ist eine milde Schlafstörung, die weniger für die Betroffenen selbst, als für ihre Lebenspartner eine große Belastung sein kann. Schnarchen als solches ist keine gesundheitliche Gefahr, kann aber auch ein erstes Anzeichen für eine bedrohliche Schlafstörung sein.
Es gibt viele verschiedene Formen schwerwiegender schlafbezogener Atmungsstörungen. Die Zahnmedizin kann bei der obstruktiven Schlafapnoe Hilfe leisten. Diese gehören zu den häufigsten Schlafstörungen und finden sich bei ca. 6% der erwachsenen Bevölkerung.
Obstruktive Schlafapnoe
Bei der obstruktiven Schlafapnoe ist meist der obere Atemweg eingeengt. Während des Schlafes erschlafft die Muskulatur und die Zunge sackt ab, so dass der verengte Atemweg ganz verschlossen wird. Die Betroffenen wachen dann nach einigen vergeblichen Atemzügen auf, womit der Schlaf jede Nacht vielfach unterbrochen wird. Ein erholsamer Tiefschlaf wird nicht mehr erreicht.
Die Folgen sind Tagesmüdigkeit mit verringerter Leistungsfähigkeit und erhöhter Unfallgefahr durch Sekundenschlaf. Daneben können viele andere schwere gesundheitliche Störungen hervorgerufen werden. Die Einengung des Rachenraumes durch das Zurückfallen der Zunge ist eine der Hauptursachen für die obstruktive Schlafapnoe. Die Zahnschiene hält den Atemweg im Rachen geöffnet und ermöglicht eine gesunde Atmung im Schlaf.
Die klassische Behandlung für obstruktive Schlafapnoe ist die so genannte cPAP-Therapie, bei der die Betroffenen nachts über eine Maske mit einem Beatmungsgerät verbunden werden.
Für leichte und mittelschwere Fälle bietet die Zahnmedizin Protrusionsgeräte (zur Unterkiefervorverlagerung) an. Es sind herausnehmbare Geräte, die nachts im Mund getragen werden. Mit diesen wird der Unterkiefer 5-8mm nach vorne verschoben, wodurch gleichzeitig auch die Zunge verlagert wird.
Durch die Verlagerung wird eine Erweiterung des Rachenraumes bewirkt, so dass es nicht mehr zur Verlegung der Atemwege kommt. Desweiteren hilft die Schiene dabei das erschlaffte Gewebe im Rachenraum zu straffen. Dies verhindert das „Flattern“ der Rachenwände und unterdrückt dadurch das typische Schnarchgeräusch.
Suchen Sie einen Schlafmediziner (meist Lungenfacharzt) auf
In jedem Fall sollten Patienten mit Schnarchen oder schlafbezogenen Atmungsstörungen zunächst einen Schlafmediziner (meist Lungenfacharzt) aufsuchen. Dieser kann feststellen, ob eine Schlafstörung besteht, die mit einem zahnärztlichen Protrusionsgerät günstig beeinflusst werden kann. Anschließend erst ist die Vorstellung bei einem schlafmedizisch geschulten Kieferorthopäden/Zahnmediziner sinnvoll.
Schlafapnoe kann ernste Auswirkungen haben:
- Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, erhöhtes Herzinfarktrisiko
- Erhöhtes Schlaganfallrisiko
- Sekundenschlaf beim Autofahren und am Arbeitsplatz
- Depression und Lustlosigkeit
- Gestörte Sexualität

Kurz: Die Lebensqualität wird eingeschränkt und die Lebenserwartung gesenkt.
An die Schnarcherschiene gewöhnt man sich in der Regel schnell. In den meisten Fällen kann das Schnarchen so weit reduziert werden, dass Lebenspartner wieder ungestört nebeneinander schlafen können. Leichte Fälle von Schlafapnoe können meistens sehr gut, mittelschwere Fälle immer noch mit befriedigendem Erfolg behandelt werden.
Ein Nachteil der Protrusionsgeräte ist, dass sie bei langjähriger Anwendung die Zahnstellung verändern und zu Bissstörungen führen können. Aus diesem Grund sind sie auch nicht geeignet, wenn bereits viele Zähne verloren gegangen sind oder das Gebiss durch Parodontose geschädigt ist. Die Kosten für ein Protrusionsgerät liegen bei 800,- Euro. Die Übernahme durch Kostenträger, besonders durch die gesetzliche Krankenversicherung, ist nicht einheitlich und muss immer im Einzelfall geklärt werden.